Interview zum 80. Geburtstag von Karl Merkatz

Text und Fotos: Philipp Pertl – Interview geführt am Dienstag, 9. November 2010

Karl Merkatz wurde am 17. November 1930 in Wiener Neustadt als Sohn eines Feuerwehrmannes geboren und absolvierte zunächst eine Tischlerlehre. Gleich nach dem Ende des II. Weltkrieges im Jahre 1945 begann er mit Freunden Theater zu spielen und so begegnete er den Pfadfindern, denen er sich dann sogleich anschloss, denn auch die Pfadfinder spielten Theater und das war der große Traum für ihn.

Was waren die größten Erfolge privat und beruflich?

Karl MerkatzDass ich damals, 1945, von der kleinen Laienschauspielgruppe zur Laienschauspielgruppe der Pfadfinder in Wiener Neustadt gewechselt bin und wir Theater gespielt haben, das hat mir besonders viel bedeutet. Ich wollte immer zum Theater und die Pfadfinder haben das bereits auf einer ordentlichen Bühne und mit Vorhang gespielt, so bin ich zu den Pfadfindern gekommen. Natürlich war ich auch beim Zelten dabei und es hat mir viel Freude gemacht dabei sein zu können. Ich war sehr froh, dass ich dabei war, denn dort habe ich einiges gelernt. Leider konnte ich dann am Jamboree 1947 in Frankreich nicht teilnehmen, weil ich in der Lehre war. Das Wesentlichste war jedoch sicherlich das Theater, da ich meinen Traum bereits bei den Pfadfindern leben konnte.

Wenn Sie an die vielen Film- und Theaterrollen denken, die Sie gespielt haben, welche sind für Sie die wichtigsten Stationen? Vom „Bockerer“, „Zwei Väter einer Tochter“, „Ein echter Wiener geht nicht unter“ bis zu „König Ottokars Glück und Ende“, welche war die wertvollste Rolle?

Karl Merkatz und Philipp PertlDas ist sicherlich „Tod eines Handlungsreisenden“, weil die Zusammenarbeit mit dem Direktor und Regisseur Dietmar Pflegerl etwas Besonderes war. Der Film „Die drei Herren“ mit Ottfried Fischer und Karl Markovics zählt für mich sicherlich zu den witzigsten und amüsantesten Filmen. Besonders habe ich mich über den Anruf von Oskar Werner gefreut, als er mich im Oktober 1985 fragte, ob ich in seinem Hamlet den Totengräber spielen möchte. Ich schätzte Oskar Werner immer als herausragenden Schauspieler. Er meinte, dass wir zwei Tage später mit den Proben beginnen, aber da konnte ich nicht und so meinte Werner, dass das Projekt dann einfach im darauffolgenden Jahr durchgeführt wird, aber leider kam es nie dazu, weil er zwei Wochen später verstarb. Dann auch „Der Mann von La Mancha“, der gegen Windmühlen kämpft. Das hat vielleicht etwas Pfadfinderisches in sich, denn Pfadfinder müssen auch manchmal für eine gute Sache gegen Windmühlen kämpfen. Es geht um Gerechtigkeit und als Pfadfinder muss man sich auch immer wieder für das Gute einsetzen.

Was zeichnet einen Menschen aus, der 80 Jahre alt wird?

Nichts Besonderes, denn das Leben geht weiter. Allzeit bereit muss man immer sein, auch im Alter. Den Weg, den man dadurch geht, das ist der Weg der auch nicht immer leicht ist, aber ehrlich.

Sie leben die Naturverbundenheit, denn Sie haben 2005 eine Patenschaft für einen Koalabären im Tierpark Schönbrunn übernommen, warum gerade ein Koala?

Das liegt daran, dass ich oft in Australien war und Koalabären live in der Wildbahn gesehen habe. Sie sind in der Natur schwer zu sehen weil man nie weiß wo sie sitzen, aber, wenn man öfter in der Natur ist, dann ist das leichter. Ich habe Australien als Land und die Natur sehr gern und daher sind diese Tiere etwas Besonderes für mich.

Können Sie als Pfadfinder den Kindern und Jugendlichen sowie den Jugendleitern einen Lebenswunsch für deren Leben mitgeben? Vielleicht Tipps oder Richtlinien für das eigene Leben?

Karl MerkatzWir haben damals gesagt, dass man Pfadfinder ein Leben lang bleibt und ich finde das gut. Wir haben uns damals schon mit der linken Hand gegrüßt und einander vertraut. Wenn man Wichtel oder Wölfling ist, dann hat man schon einmal den richtigen Pfad gewählt und so kann man auf diesem Weg viel dazulernen, bis man Altpfadfinder wird. Jetzt erinnern wir, meine alten Pfadfinderfreunde und ich, uns an unsere Pfadfinderzeit. Als Lebenstipp kann ich nur das mitgeben was Baden-Powell (Anmerkung: Gründer der Pfadfinderbewegung) bereits gesagt hat, nämlich dass man jeden achten soll, Gemeinschaft erleben und miteinander Freude haben soll und man sich einordnet in eine kleine Gemeinschaft und diese Philosophie ins eigene Leben mitnimmt.

Vielen Dank für das Interview und alles Gute zum Geburtstag!

Dankeschön und ich werde immer allzeit bereit sein, Gut Pfad!

Word-Rap

Geburtstagstorte – das ist ein alter Brauch
Weisheit – Weisheit zu erfahren ist sehr schwer, Weisheit ist aus den Erinnerungen gezogen und die Weisheit ist das, was man weitergeben kann, wenn man sie hat
Freunde – Freunde, die muss man finden; man findet Freunde in einer größeren Anzahl, aber der Freund ist ein Mensch, den man vielleicht schon lange kennt, dem man sich anvertrauen kann und mit dem man gemeinsam Zeit verbringen kann
Ursprung – der Ursprung ist das, was wir gewesen sind, der Ursprung ist das, wohin wir uns beziehen


Fotoimpressionen vom Interview